Es ist ein Montagmorgen im Februar 2017. Im Lager Trauen auf dem Bundeswehrstandort Munster entdecken Soldaten gegen 7.30 Uhr einen aufgebrochenen Fuchs-Transportpanzer. Der Verschlussbolzen ist zerstört; es muss irgendwann am Wochenende passiert sein.
Eine Pistole, zwei Magazine, ein Fernglas – und zwei G36-Sturmgewehre fehlen. Feldjäger durchsuchen die Kaserne, sie zählen auch in der Waffenkammer nach. Man findet jedoch nichts.
Der Vorfall, der in einem Bericht festgehalten ist, gilt als einer der dreistesten der vergangenen Jahre bei der Bundeswehr: ein Diebstahl aus einem Panzer, der in einer Kaserne steht. Die Aktion gleicht einem ausgestreckten Mittelfinger.
In Sicherheitskreisen nimmt man an, dass Soldaten eingeweiht, wenn nicht sogar die Täter waren. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg startete Ermittlungen, musste sie irgendwann aber erfolglos einstellen.
Immer wieder verschwinden Waffen und Munition ausgerechnet bei Bundeswehr und Polizei. Eine WELT-Auswertung ergab, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 100 Dienstwaffen und Zehntausende Schuss verschwunden sind.
Gerade erst wurde der Verlust einer P6-Pistole bei der Berliner Polizei bekannt. Bei den aktuellen Ermittlungen gegen deutsche Soldaten aufgrund von Exzessen und sexueller Nötigung in Litauen kam auch heraus, dass bei einer Übung mehrere Hundert Schuss Munition abhandenkamen.
Brisant ist, dass die Diebe immer wieder selbst Uniform tragen. Sie sollen den Staat schützen – und richten sich doch gegen ihn. Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) ließ den Ständigen Bevollmächtigen und sein Team genau hinschauen. In der vor ein paar Monaten veröffentlichten Untersuchung ist die Rede von einem „sorglosen“ Umgang bei Bundeswehr und Polizei. Waffen und Munition verschwanden zum Teil „unbemerkt“.
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