Erste Zahlen der Bundesregierung deuten darauf hin, dass durch die Evakuierungsflüge in den vergangenen zwei Wochen nur wenige Ortskräfte Afghanistan verlassen konnten. Entsprechende Zahlen präsentierte das Bundesinnenministerium nach Informationen von WELT AM SONNTAG in dieser Woche unter anderem im Bundestag.
Demnach befanden sich unter den bis Mitte der Woche Ausgeflogenen etwa 4500 Personen nur 101 Ortskräfte mit ihren Familien. Insgesamt machten sie rund 500 der 4500 Personen aus. Angesichts der unübersichtlichen Evakuierungen aus Kabul geht man davon aus, dass sich mehrere Ortskräfte derzeit womöglich noch in anderen europäischen Ländern aufhalten.
Eine Anfrage dazu ließ das Bundesinnenministerium unbeantwortet. Nach Angaben des Auswärtigen Amts wurden mittlerweile 5300 Personen aus Kabul in Sicherheit gebracht, darunter mehr als 530 deutsche Staatsangehörige sowie etwa 4400 Afghaninnen und Afghanen, davon knapp 50 Prozent afghanische Frauen.
SPD-Innenexperte Uli Grötsch kritisierte das Innenministerium: „Dass im Zuge der Evakuierung bis Mitte der Woche nur über 101 gerettete Ortskräfte Gewissheit herrschte, ist ein Problem.“ Seit Monaten fordere man den Koalitionspartner von der Union dazu auf, „seiner Verantwortung gerecht zu werden“, sagte Grötsch. „Jetzt hoffe ich, dass wir möglichst vielen Ortskräften noch helfen können.“